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  2004


256

Die Arbeiten der Serie 256 verschaffen uns Einblicke in das ‘Farbensehen’ von Computern. Die Farbwerte der Ausgangsbilder werden zunächst von Meßsystemen in Zahlen- und Buchstabencodes (s. Digital Album) übersetzt oder ‚gescannt‘. Danach werden sie über ein Analysesystem (= Grafikprogramm) in 256 Farbtöne gerastert, die sogenannte Indizierte Farbpalette. Die einzelnen Farbfelder werden dabei so angeordnet, daß ihre Position mit der Verteilung im Originalbild ungefähr übereinstimmt. Durch die digitale Technik sind wir somit erstmals in der Lage, die Farbwerte und die Farbwirkung eines Bildes in völliger Abstraktion, d. h. getrennt von der gegenständlichen Darstellung, den Farbsubstanzen, dem Bildträger usw. usf., zu betrachten.

Als Beispiele wählte Andrej Barov gezielt sechs Werke weltberühmter Künstler aus, deren bloße Erwähnung beim kunstinteressierten Betrachter unter anderem die Erinnerung an eine bestimmte Farbstimmung hervorruft: man hat die erdig-rötliche Atmosphäre von Rembrandt-Bildern, die leuchtenden Farben van Goghs oder das IKB (International Klein Blue) von Yves Klein als Farbeindruck im Kopf gespeichert, auch wenn man sich an die Darstellungen nicht im Detail erinnern kann. Oft ist es der emotionale Gehalt eines Bildes, der sich einprägt, und gerade er wird über die Farbstimmung erweitert und konkretisiert. Deshalb sind wir fast immer in der Lage, die indizierte Farbpalette ihrem Ursprungsbild zuzuordnen. Aber verspüren wir auch dieselben Emotionen? Welche Wirkung hat die Farbstimmung auf uns, wenn ihr die gegenständliche Grundlage entzogen worden ist?

Auch bei der Serie Colors of Fragrance hat Barov Düfte, oder besser gesagt, die hinter ihnen verborgenen Werbe- und Imagekonzepte auf ihre Farbeindrücke reduziert. Nicht nur der Duft, sondern eben auch seine Farbe, sein Image entscheiden darüber, ob wir das Parfum sympathisch finden und zugreifen, oder ob wir uns zurückhalten. Farben als Träger von Emotionen - gewiefte Verkaufsstrategen bearbeiten uns schon lange auf diese, unserem rationalen Zugriff entzogene Weise. Und ob es uns gefällt oder nicht: die modernen Neurowissenschaften verbessern deren Hilfsmittel für den kürzesten und unbewachten Weg in unser Bewußtsein zusehends.

Diesen Weg versucht auch Andrej Barov, unter anderem mit den Arbeiten der Serie 256, zu beschreiten. Doch ihm geht es darum, neue Ausdrucksformen zu finden, die sowohl nach ihrem technischen, als auch nach ihrem wissenschaftlichen Anspruch auf der Höhe der Zeit sind, oder anders ausgedrückt, dank einem verfeinerten Handwerkszeug andere Gehirnregionen und Bewußtseinsebenen als bisherige Seherfahrungen ansprechen. Hier betreten wir Neuland, und es gibt vieles zu lernen und zu entdecken. Ohne Angst vor merkantilen Hintergedanken können wir die im geschützten Raum der Kunst entstandenen und auf Ästhetik und Poesie gegründeten Bilder von Andrej Barov auf uns wirken lassen und neue Empfindungen von Ästhetik und Poesie erleben.

Dr. Ingeborg Kader
Leiterin des Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke
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