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Digitalprint auf Leinwand, lackiert
Maße 60 x 80 cm, Auflage 5
Maße 120 x 170 cm, Auflage 5
2004


PIXEL UND PINSEL

Andrej Barov Project "My favourite films"

Leinwand ist ein Malgrund für Öl- und Acrylfarbe. Leinwand heißt aber auch die Projektionsfläche für die öffentliche Filmvorführung. Zwischen dem Malgrund und der Projektionsfläche verläuft eine scharfe Linie der Trennung. Zusammengehalten ist das Getrennte als Leinwand. Niemals bisher scheint diese Schranke übertreten worden zu sein. Ist der Malgrund als Projektionsfläche zu unheimlich; die Leinwand als Malgrund unstatthaft?
Wenn die Leinwand als Projektionsfläche dem Kino vorbehalten war, dann liegt darin vielleicht eine historische Kontingenz. Die Blüte der Psychoanalyse und die Verbreitung des Kinos gehen eher zufällig nebeneinander einher. Doch ist das Kino keineswegs das Medium der Projektionen schlechthin. Auf Leinwand gemalte Bilder sind dies in gleicher Weise, auch wenn sie einer psychoanalytisch unbefangenen Tradition entstammen. Auf der anderen Seite zeigt sich die Leinwand im Kino als Träger zeitgemäßer, reaktionärer Tendenzen ganz und gar unverdächtiger Botschaften. So ist die Leinwand keineswegs Insignium untergegangener Epochen, kein ewiggestriger Widergänger. Bei Andrej Barovs Zyklus „My favourite films“ treten diese beiden Aspekte ganz deutlich hervor.
Einmal kann die Körperhaltung einer Figur oder die Konstellation eines Tableaus von Charakteren eine ganze Geschichte in nuce enthalten. Jeder kennt solche Eindrücke, die sich einbrennen und eine ganze Erinnerung ausmachen. Sie sind Sedimente einer Erzählung, sie sind Projektionen. Das ganze Universum eines Films vermag so auf eine Leinwand projiziert zu werden. Zum andern trägt Andrej Barov nicht Öl oder Acryl auf die Leinwand auf, sondern mit modernsten Techniken der sogenannten 3-D-Animation aufwendig bearbeitete Digitalfotographie. Das Malerische ist hier also keine Frage des Auftragens von Farbe, sondern der Komposition in der Auswahl und der Verfremdung der Darstellung. Die Pixel ersetzen den Pinsel; die Leinwand hingegen überdauert diesen Fortschritt unbeschadet, wenn nicht gar erneuert.
Die Auswahl der Filme ist im Übrigen mitnichten beliebig. Ihr Ergebnis gleicht einem Bilderbogen, der eine Geschichte entlang ihrer Wegmarken erzählt ­ eine Filmgeschichte ebenso wie eine künstlerische Biographie. Andrej Barov war in Russland zuletzt in der Filmindustrie tätig.

Karsten M. Thiel
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