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Emotion und Manipulation
„GEHIRNWÄSCHE“
TEXT: Dr. Ingeborg Kader
Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke, München
AUCH BEI DIESER WERKSERIE „zweckentfremdet“ Andrej
Barov 3-D-Animationsprogramme für die Herstellung großformatiger
hyperrealistischer Digitalfotografie. Er nimmt Waschmittelverpackungen
auf und bearbeitet danach einen Längsschnitt der
digitalisierten Bilder. Die Pixel werden vervielfältigt, aber diesmal
als kreisförmige Bildebene abgerollt. Die zündende Idee zu dieser
Werkserie kam Barov beim Warten im Waschsalon vor einer großen
Waschmaschine. Die fesselnden Bilder wirken wie Stills einer rotierenden
Trommel.
Anders als bei „Colours of Fragrance“, „Durstlöscher“ oder
„Stardust“ ist bei dieser Werkserie Gehalt und Form zur totalen
Deckung gebracht. Das Sujet ist treffsicher gewählt: Waschmittelwerbung
gilt als Gipfel der Verblödung. Bei den meisten
dürfte sie jenseits dessen liegen, was man zu ertragen bereit ist.
Der Titel „Gehirnwäsche“ bringt ihre fragwürdigen Strategien,
die denen für Parfums ähneln, mit großartigem Sprachwitz auf
den Punkt. In den Bildern entsprechen die verführerischen, aber
unsinnigen Aussagen der hypnotischen Wirkung, die konzentrische
Kreise oder Spiralen auf den Betrachter haben.
Zum ersten Mal scheint Andrej Barov die Seiten zu wechseln,
vom Aufklärer zum Verführer. Des hypnotischen Sogs konzentrischer
Konstruktionen haben sich schon viele bedient: Vorkämpfer
religiöser, weltanschaulicher oder politischer Systeme,
Metaphysiker, selbst ernannte Leuchttürme für Sinn- und Sichsuchende,
Führer zum Nirwana …
Die Werkserie „Gehirnwäsche“ entstammt der Konsumgesellschaft.
In ihrer bestechenden Einfachheit ist Barov jedoch eine Metapher
für Verführung schlechthin gelungen.
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